Wohnungsbesichtigungen fand ich schon immer witzig. Es gibt fast nichts intimeres als ein Schafzimmer oder Wohnzimmer mit privaten Dingen. Manchmal fiel es mir schwer nicht zu lachen oder professionell zu bleiben, da ich viele merkwürdige Sachen sehen konnte – Schutzfolien auf der Couch, pinke Küchenmöbel oder Menschen, die generell nur in Boxershorts die Tür öffnen. Auch die Anzahl der Hauskatzen stand oft nicht in Relation zu der Anzahl der Bewohner.

Extreme Fußballfans, deren Wände aus Poster, Kalender und Bilder ihrer Lieblingssportler bestanden. Eine “zu gute Laune” löste meist Verwirrung bei den Mietern aus. Einige hatten Angst Ihre Wohnung nach dem Eigentümerwechsel direkt räumen zu müssen.

Mehr als einmal standen aufgelöste Mieter mit Tränen in den Augen vor mir.

Die bessere Strategie war diskreter Abstand und wenig Worte bei den oft redebedürftigen Mietern. Einer der Mietverträge war sogar knapp 56 Jahre alt. Die Mieterin hatte in ihrem Leben bereits über 500.0000 Euro an Ihren Vermieter gezahlt und jetzt kein Geld mehr für einen Umzug ins Seniorenheim. Bedenkt man die wirkliche Inflation, hätte die Dame heute mindestens 4 lastenfreie Eigentumswohnungen und ein zusätzliches Einkommen von rund 1.500 Euro pro Monat.

Im November 2016 hatte ich ca. 8 Besichtigungen pro Woche, bei knapp 1.200 angebotenen Objekten pro Jahr. LOI und Kaufangebote wurden bei 2% der Häuser abgegeben. Den Zuschlag erhielten wir bei 0,5%. Man bedenke bitte diese Quote! 0,5%. Das sind 6 Mehrfamilienhäuser pro Jahr.

1.176 Objekte sind in diesem Jahr durch unsere Qualitätsprüfung durchgefallen.