Um an interessante Objekte zu gelangen, gibt es neben den typischen Onlineinseraten auch Zugänge zu Banken, Fonds oder Investorennetzwerke. Auch Akquise oder Farming bietet die Möglichkeit, günstig Häuser zu erwerben. Jedoch wird derzeit selten über den Versteigerungsmarkt im Bereich Zwangsversteigerung (ZV) gesprochen – bis vor wenigen Jahren noch eine Oase des Schnäppchenmarkts.

Im Herbst 2016 habe ich zahlreiche ZV-Objekte geprüft und bin dann auf meinen ersten offiziellen Versteigerungstermin. Entsprechend habe ich mich tagelang vorbereitet. Das Mehrfamilienhaus stand in einer guten Lage im Offenbacher Nordend. 633 m² Wohnfläche auf einem Grundstück von 280 m² Boden. Das ideale Objekt, vorerst für den Eigenbestand.

Warum Eigenbestand? Das Objekt hatte eine Menge Entwicklungspotenzial, jedoch war der aktuelle Zustand de·sas·t·rös. Es musste einiges investiert und entwickelt werden.

Objekte aus dem Zwang sind sehr bequem zu prüfen, da es immer ein Ertragswert-, Sachwert- oder Vergleichswertgutachten über einen unabhängigen Gutachter gibt.

8:01 Uhr – die Versteigerung beginnt!

Ich traf mich mit meinen Geschäftspartnern vor dem Gerichtsgebäude und wir haben den üblichen Sicherheitscheck über uns ergehen lassen. Nachdem alle Ihre Jacken, Gürtel und Schuhe wieder anhatten, ging es in die zweite Etage in den Raum 22. Die Bieter standen bis in den Flur und Sitzplätze gab es keine. Um 8:01 Uhr ging es mit 75 Kaufinteressenten, Eigentümern, Bankvertretern und Gerichtsdienern los. Nach Vergleichswertverfahren hatten wir uns vorgenommen bis 650.000,- € zu bieten.

Die Einschätzung war leicht, da wir bereits in dieser Straße das Nachbargebäude gekauft hatten.

Und dann ging es schnell. Es wurden direkt 300.000,- €, dann 500.000,- € und 600.000,- € geboten. Als es dann in zehntausender Schritten weiterging, waren wir für 5 Sekunden der Höchstbietende.

Wir sind dann gegen 10:30 Uhr aus dem Saal und haben später erfahren, dass die Zwangsversteigerung gegen 13:00 Uhr beendet wurde. Das Objekt ging für 1.35 Millionen an den Höchstbietenden. Das waren ca. 35,00 % über dem Marktwert. Für uns im Einkauf völlig uninteressant.